Sonntag, 1. November 2015

Wieder zu Hause...

Hallo,

nach einem laaaangen Rückflug über Singapur bin ich nun wieder zu Hause... 

Nach dieser langen Zeit in der ich so viel erlebt habe fühlt es sich sehr ungewohnt an einfach in sein Zimmer zu gehen, welches sich, genau wie das meiste hier, kaum verändert hat. In der letzten Woche habe ich nicht wirklich viel geschafft. Ich habe natürlich all die lieben Menschen begrüßt, die hier auf mich gewartet haben und die Sachen für Morgen, für die Schule vorbereitet. Ich bin gespannt, wie der morgige Tag wird. Ich weiß, dass die Schule nun anders als noch vor einem Jahr sein wird, aber noch viel mehr Unterschied dazu bestehen wird, wie ich in den letzten 9 Monaten gelebt habe. 

Rückblickend fühlen sich die 9 Monate fast wie ein Traum an, wie ein Einschnitt in mein normales Leben, welches jetzt einfach weitergeht, ich wache einfach wieder auf nach einer sehr erlebnisreichen Nacht, während hier nicht wirklich viel passiert ist. Vor einem Jahr noch empfand ich große Vorfreude gegenüber Australien. Ich wusste noch nicht, wer meine Gastfamilie war, wie meine Schule ist und ob ich Freunde finden würde. Alles war auch vor einem Dreivierteljahr nur eine silhouettenhafte Vorstellung...Ich malte mir oft aus, wie mein Leben sein könnte. Ich wusste, dass ich dort ein ganz anderes Leben haben könnte als meinen Alltag hier...und dann kam der Abschied, der Abschied von den Menschen, die ich in der letzten Woche und in den nächsten Monaten wiedersehe, der Abschied von Menschen, die ich eine ganze Kindheit lang gekannt hatte. Ich weiß noch, wie ich ein Dutzend Muffins für jeden und eine Abschussparty veranstaltet habe... Das fühlt sich jetzt so an, als wäre es vor einer Ewigkeit gewesen oder aber doch vielleicht erst grade eben, bevor ich mein Zimmer das letzte Mal verlassen habe. 

Diese Zeit, die ich nicht hier verbracht habe war für mich ein großes Abenteuer, welches darin endete, dass ich mein Leben dort, auf dem anderen Ende der Welt als Alltag ansah, meine Freunde und meine Gastfamilie mir so vertraut waren, dass ich auch dort theoretisch hätte weiterleben können und am liebsten auch hätte weiterleben wollen. Ich habe in so kurzer Zeit so viel über Länder, Menschen, Leben und mich selbst gelernt, dass es sich manchmal so angefühlt hat als ob ich nicht nur so kurze Zeit, sondern einige Jahre da verbringen würde. Zum ersten Mal in den letzten Jahren konnte ich unbeschwert das tun, was ich wollte ohne, dass ich all zu viel über die Konsequenzen nachdenken musst, da ich ja nun mal nicht mein ganzes Leben damit leben hätte müssen- ich fühlte mich frei!
Natürlich war nicht alles immer einfach oder alle Entscheidung waren total leicht zu treffen, ich habe mich auch nicht immer mit alles Leuten bestens verstanden und einige Konflikte waren unausweichlich, aber insgesamt waren die Monate unbeschreiblich für mich. Um ehrlich zu sein habe ich weder davor, noch währenddessen wirklich über bestimmte Probleme nachgedacht, und ich hatte nie das Gefühl überfordert zu sein, sondern ich lebte einfach mein Leben, mein so anderes, aber doch ebenso Lieb gewonnenes, freies, unbeschwertes australisches Leben. 

Es fühlt sich mehr als komisch an dieses neu aufgebaute Leben nun verlassen haben zu müssen und erneut einerseits wieder neu anfangen zu müssen, andererseits aber auch mein altes Leben wiederfinden zu müssen. Ich war in den letzten Wochen in Mount Eliza überhaupt nicht glücklich bei dem Gedanken wieder zurückzumüssen, was mir auch einige schlaflose Nächte bereitet hat. Da hat es auch nicht geholfen gewusst zu haben, dass ich nicht für immer da bleibe und irgendwann zurückkehren muss...Manchmal habe ich mir gewünscht, dass Australien, oder zumindest die Gegend um Melbourne, wie durch ein Wunder irgendwie mit Deutschland verbunden wäre. Ich wünschte mir, ich könne einfach meinen Freunden kurz einen Besuch abstatten... Ich weiß, dass ich auch einfach England oder irgendein Land in Europa hätte aussuchen können, aber wenn ich schon so etwas verrücktes, wie ein Auslandsjahr mache, dann musste es auch dieser unwirkliche Kontinent irgendwo auf der anderen Seite der Welt sein, der diese unbeschreibliche Anziehungskraft mir gegenüber hatte. Ich bin froh, dass ich das Down Under ausgewählt habe, weil ich dadurch einfach einen anderen Blick auf die Welt bekommen habe. Mein Leben wurde auf den Kopf gestellt und ich habe mir so weit weg von meinem zu Hause eine neue, eine zweite Heimat aufgebaut.

Ich will das, was ich in Australien gelernt habe auch hier anwenden und nicht einfach wieder in meinen alten Lifestyle zurückfallen, als ob nichts geschehen wäre. Ich möchte auch hier was erleben und meine Chancen nutzen. In Australien habe ich gesehen, dass man auch sein Alltagsleben als spannend empfinden kann und auch, wenn ich weiß, dass das nicht das gleiche ist, möchte ich auch hier jeden Tag nutzen!

Jetzt, wo ich zurück bin, denke ich, dass ich es ja schon einmal geschafft habe neu anzufangen und das dies nun einfach ein weiteres Abenteuer in meinem Leben ist, auch wenn ich grade wahrscheinlich eines der spannendstes Jahre meines Lebens erlebt habe...Ich weiß, dass ich Australien und alles, was mit meinem "anderem Leben" zusammenhängt immer vermissen werde, aber ich weiß auch, dass es nun Zeit ist weiterzugehen...

I will never forget the past 9 months, but it´s time to move on now!